Markant! Wer diese Marke im Firmenschild führt, braucht eigentlich kein Branding mehr. Sie prädestiniert für eine eigene Marktführerschaft, ganz gleich mit welchem Produkt. Und tatsächlich: Das Offenburger Unternehmen Markant ist Marktführer – nicht nur bei einem, sondern bei nahezu allen (!) Produkten, wenn es darum geht, dass diese reibungslos in die Regale kommen. Ohne es wahrzunehmen hat fast jeder Supermarkt-Kunde mit Markant zu tun. Es steckt in einem Grossteil der Einkaufstüten – dutzendfach. Aber: Der Name erscheint auf keinem Kassenbon, auf keiner Verpackung.
Die Offenburger Marke mit Topseller-Potenzial bleibt quasi anonym – und ist dennoch führend und überall dabei. Wie geht das zu? Oberbürgermeister Marco Steffens wollte es genau wissen und hat sich jetzt im erstaunlichen Markant-Universum umgesehen. Begleitet von Ortsvorsteher Konrad Gaß – das Unternehmen ist im Gewerbegebiet Waltersweier angesiedelt – und Wirtschaftsförderer Hans-Joachim Fomferra liess sich der OB ein hoch effektives, aber auch sehr komplexes Geschäftsmodell erläutern.
Gemeinsam stark
Es geht auf den Offenburger Kaufmann Adolf Spinner zurück, der 1953 die A&O gründete – die erste freiwillige Handelskette im deutschen Lebensmittelhandel. «Gemeinsam stark» – gegenüber den Lieferanten und der Industrie sowie zum Wohl der Kundschaft. Aus diesem Grundgedanken hat sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte Markant entwickelt, eine international operierende Unternehmensgruppe mit einem Verrechnungsumsatz von 53 Milliarden Euro. Aus der Ladenkette von damals ist mit der Markant Gruppe ein Kooperationsverbund von rund 150 Handelsunternehmen geworden, vornehmlich im Lebensmittelsektor, aber auch im Drogeriewaren- sowie im Bau- und Heimwerkermarktbereich. Darunter sind grosse Namen: Kaufland, real, BÄKO, famila, dm, Rossmann, Müller Drogerie, Bay-Wa, Globus, Manor, Spar, – um nur einige zu nennen.
Zeit und Geld sparen
Das Kerngeschäft ist die nationale und internationale Rechnungsabwicklung zwischen den Händlern auf der einen sowie den Produzenten und Lieferanten auf der anderen Seite. Ein Beispiel: Kaufland ordert einen Artikel bei einem Industriebetrieb. Die Rechnung dafür geht an Markant. Hier wiederum werden die Daten aller Kaufvorgänge gebündelt und aufbereitet – etwa für den Fiskus in verschiedenen Ländern. Kaufland bekommt in regelmässigen Abständen eine Gesamtrechnung. Dadurch, dass die gesamte Rechnungsabwicklung bei Markant gebündelt wird, sparen Händler wie Kaufland und die Lieferanten Geld und Zeit. Kaufland kann sich damit auf seine Kernaufgabe, den Einzelhandel konzentrieren. Derzeit hat es Markant mit 14 000 Lieferanten in 20 europäischen Ländern zu tun. Die Hälfte des Umsatzes entfällt dabei auf die 100 grössten Lebensmittelkonzerne. Daneben gibt es zahlreiche weitere Service-Leistungen entlang der Wertschöpfungskette. Immer wichtiger werden die Marktbeobachtung und das digitale Daten-Management. Markant verfügt über Daten von Millionen Artikeln in Dutzenden Kategorien und Merkmalen.
Datenflut meistern
Etwa 500 Server bewältigen die Informationsflut. Sie stehen im europäischen Rechenzentrum, das 2014 im Gewerbegebiet Waltersweier errichtet wurde. Derzeit werden dort jährlich fünf Petabyte, also fünf Billiarden Byte bearbeitet – mit steigender Tendenz. Diese Datenmenge entspricht dem Text von einer Milliarde Exemplaren der Bibel. 2018 folgte der Bau des viergeschossigen Verwaltungsgebäudes. Am Standort Offenburg, dem internationalen Servicecenter, arbeiten knapp 700 der insgesamt über 1000 Mitarbeitenden. Hier laufen die Fäden des operativen Geschäfts zusammen. In neun europäischen Staaten hat Markant mittlerweile Länderorganisationen.
Sozial engagiert
Die Internationalität spiegelt sich auch in der Unternehmensstruktur. Die Markant Services International GmbH mit Sitz in Offenburg ist eine hundertprozentige Tochter der Markant Handelsund Industriewaren-Vermittlungs AG in Pfäffikon in der Schweiz. Die Gastgeber hatten Ansprechpartner aus allen Bereichen aufgeboten: Franz-Friedrich Müller als Verwaltungsratspräsident und Alois Kruth als Geschäftsführer der Markant AG, Jens Heiderich als Geschäftsführer der Markant Services International GmbH, Marketing-Gruppenchef Bernhard Delakowitz und John Grewe, Geschäftsführer der Markant Deutschland GmbH. Letzterer ist auch im Ortschaftsrat von Waltersweier aktiv, ein Zeichen für die Verwurzelung des Unternehmens in der Region. Die Verbundenheit zeigt sich auch in der engen Zusammenarbeit mit der Offenburger Hochschule, wo Markant eine Stiftungsprofessur finanziert. Weiterhin tritt Markant als Unterstützer zahlreicher sozialer und kultureller Projekte in Erscheinung. Das bekanntestes dieser Art ist das alljährliche «StadtLesen».
Quelle: Amtsblatt der Stadt Offenburg «Offenblatt» vom 10.10.2020